Nun, hier ist er endlich, mein neuer Mantel!
Ich habe einen Stoff aus meinem Fundus gewählt, seit 25 Jahren liegt er da und wartete geduldig er hats geschafft. Eine wunderbar schwere Wolle, leicht meliert, ich hätte ihn damals für ein Kostüm konzipiert, jetzt ist er ein Mantel geworden.
Der Schnitt aus " La Mia Boutique" Jahr 1, Nr.1 2014 hat mir sofort gefallen.
Die Tailleneinsätze, der große Umlegekragen, eine Paspeltasche auf der Brust und Seitentaschen im vorderen Seitenteil, eine lange Rückenfalte und der abgesteppte Bindegürtel war genau die Mischung von sportlich und elegant die gut zu kombinieren, zeitlos und lässig ist.
Mein unverwüstlicher Wollstoff war absolut ideal dafür.
Leider besteht dieser Schnitt aus unzähligen Teilen, da wird das Anpassen etwas schwierig.

Zuerst werden die Taschen gearbeitet
Auf viele Teile wird weiches Baumwollvliesline (Hänsel) aufgebügelt
Nach dem Heften musste ich die Falllinien kontrollieren ( waagrechter Heftfaden in Brusthöhe) , der Rücken war viel zu lang!
An der Schulternaht wird noch ein BW Schrägstreifen mitgenäht damit die Schulternaht schön stabil bleibt.
Die Rundung am Vorderen Saum hat mich ganz schön Nerven
gekostet, die Wolle läßt sich wunderbar modellieren aber am Saum wollte
ich keine Beulen, ich hab ewig gebügelt, ja nicht über den Stoff
streichen, nur schön aufsetzen, sonst wird eben modelliert.
Auch nicht vorher den Rand absteppen, erst wenn alles schön glatt ist.
Bei
dem zweiteiligen Ärmeln ist hingegen das Modellieren Pflicht. Der
Schnitt hat das Dehnen der vorderen Ärmelseitennnaht vorgesehen , er
musste länger werden um passgenau zum hinteren Ärmelteil zu sein.
Dieses Bild ist aus dem Buch :
Vintage Couture Tailoring
Es war mir eine große Hilfe

Nachdem
meine Schultern schräg fallen , speziell die rechte hab ich zu den
gekauften Schulterpolstern noch für die rechte Schulter ein zusätzliches
Teil aus Volumenfließ geschnitten und zusammengeheftet.
Die Polster sind am Vorderteil festgenäht, bevor die Ärmel eingesetzt werden.
Auf das Rückenteil hab ich ein Wollfließ (schwarz) gelegt und mitgenäht, damit auch der Rücken ein bisschen wärmer und weicher wird.
Vor dem Ärmeleinsetzen wird der rückwärtige Armausschnitt mit leicht einhaltenden
Kettenstichen eingezogen, damit das Armloch rund und glatt liegt. Leider
ist bei dem Bild die Farbe etwas grün, aber der Kettstichfaden ist
weiß, doch gut zu sehen.
Die gesteckten Ärmel hab ich mit einem Heftfaden vorne und hinten markiert damit sie beim Heften genau an derselben Stelle bleiben.
So , genäht und richtig gebügelt
Ohne mein Heftkreuz gehts natürlich nicht.
Ein nettes Detail ist die versteckte Knopfleiste
und auch Taschen in der vorderen Seitennaht.
Fertig zum Füttern, ein Schrägstreifen aus Seidensatin wird mit der Hand an den Besatz angenäht
Das Seidensatinfutter wird auch mit der Hand an den Schrägstreifen genäht, genauso wie die Schulternaht damach.

Für die Rückenfalte habe ich am oberen und unteren Ende 2 cm abgenäht und mit einem leichtem Bogen geendet, damit die Spannung nicht an einem Punkt konzentriert wird.
Zuerst hab ich den Futterärmel am Saum unsichtbar festgenäht, dann an der Nahtzugabe der Seitennaht entlang weiter genäht und schlussendlich wenn die Länge dann passt, am Oberärmel festgegeftet.
Die Nahtzugabe gesteckt und mit der Hand festgenäht.
Das sieht man noch die Wellen am vorderen Übertritt wie am Saum, die ich noch wegbügeln musste.
So, nur noch den Saum natürlich auch mit der Hand genäht und die Knopfe annähen.
Knopflöcher hatte ich schon zuvor genäht, auch eines am inneren Kragen. Ah ,und den Gürtel darf ich nicht vergessen!!
Jetzt bin ich richtig froh, dass er fertig ist, denn das war ein langes Projekt!
Bis zum nächsten Mal
Bettina