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Dienstag, 19. Oktober 2021

leuchtende Jacke und blauer Rock



 Das alles kam so:

Weil ich den Schnitt Burda #114A/102015 welchen ich für meinen neuen Linton Tweedstoff ausgesucht hatte vor dem zuschneiden doch probieren wollte, fiel mir dieser Korallen- Hagebutten - rote Wollstoff in die Hände. Er lag auf dem Haufen der geschenkten Stoffe meiner Volksschulfreundin, die das Haus ihrer Eltern räumen musste. Im Keller fand sich einiges an Nähzeug, das alles ich übernehmen durfte. Ihre Mutter war auch Hobbyschneiderin und da gibts immer Sachen zu gebrauchen. Also da lag der Stoff und ich dachte: wunderbar, er hat ähnliche Dicke und von der Menge her auch passend. Ich fing ganz unschuldig an, aber nach einer Weile war mir klar: Für den Linton Tweed ist der Schnitt nicht geeignet, er ist zu dick. Die Kräuselung an der Taille ist für dünnere Stoff gedacht, nun was tun?

Der etwas dünnere Wollstoff könnte gerade noch gehen. Während des Arbeitens gefiel mir der vorerst etwas unauffällige Stoff immer besser, er ließ sich ganz wunderbar verarbeiten, und so machte ich weiter.

Es war ziemlich schnell klar, dass ich das Jäckchen fertig machen musste, hier ist es:


Aber zurück zum Anfang.

Ich wählte eine Nummer größer als normal, Gr. 40, weil ich auch dickere Pullover darunter ziehen wollte, und die ausgemessene Einhalteweite mir Zuwenig erschien. Die Anpassung des Schnitts nahm ich dann sehr genau. Brustabnäher tiefer, Taille ebenfalls. Schultern etwas tiefer, Armloch auch. Etwas weiter in der Taille und wieder schmäler an der Achsel. Den Ärmelansatz an der Schulter setzte ich erst im Laufe der Arbeiten höher, also die Schulterweite kürzer werdend, verlaufend zur inneren Achselnaht. 

Den Kragen und die falschen Pattentaschen verstürzte ich nicht mit dem Oberstoff, damit alles ein wenig dünner gehalten wird. Ein rotes Satinfutter war zufällig vorhanden, auch für die innere Seitentasche.




 Sehr hübsch sind diese Taschen, denn die Eingriffe sind nicht unter den Patten sondern seitlich, als Nahttasche gearbeitet. Störend im Schnitt ist allerdings, dass das Jäckchen für den richtigen Sitz der Tasche zu kurz ist, sie sitzt knapp unterhalb der Taille, im Gebrauch ist es nicht möglich die Hände ohne Probleme hineinzustecken. Doch für ein Taschentuch, oder einen kleinen Schlüssel ist Platz genug, da muss man ja nicht dauernd hineingreifen.                                                                                                          Interessant war beim Arbeiten, dass die Taillennaht NACH den Seitennähten gesteppt wird, also ganz am Schluss, vor dem Ärmeleinsetzen. In der Anleitung allerdings fehlt der Zeitpunkt die Seitennaht zu schließen,  das hat Burda vergessen, und ich habe eine Weile gebraucht um das zu verstehen.        


                                                Das ist die Kräuselung an der Taille mit Taschenbeutel von der Seite

Der Schnitt ist recht anspruchsvoll auch die rückwärtige Kellerfalte, muss akkurat genäht werden. 
 Ich habe mich entschieden die Schulterklappen vom Mantelschnitt zu dazu zu nehmen, ich fand den leichten Militärtouch auch für die Jacke ganz passend. 

Die Ärmel sind in der Armbeuge dressiert, genauso wie ich es bei dem Haute Couture Mantel  schon einmal beschrieben habe. In dem Blog habe ich auch das Einhalten der Armlöcher , das Einsetzen der Ärmel und die Vliseline Verstärkung an der Kuppe gezeigt, wie ich es hier angewendet habe. Nur diesmal nahm ich nur einen Schulterpolster, weil meine rechte Schulter stärker abfällt, und sich dann die Schultern besser angleichen können. 



                                        
Futter fanden sich verschiedene in meinem Lager, ich habe sie einfach zusammengesetzt, denn farblich passen sie gut.
Das Futter wird nicht in der Taille eingehalten wie beim Oberstoff, es wird ein Gummifaden mitgefasst und dadurch gezogen. Das Armloch habe ich mit der Hand angenäht. 

       

 Da es nur drei Knopflöcher (mit den Riegel doch 5) gibt, habe ich sie als Schneiderknopfloch gearbeitet,
eine kleine Bilderfolge dazu:

 

 

 





Zum Bügeln wird das Kopfloch geschlossen, die Knöpfe schnitt ich von einer aussortierten Jacke, welche mir nicht mehr gefiel. Hier passen sie wunderbar.

                                               

Appropo bügeln: Ich hab natürlich gefühlt die halbe Zeit der Arbeit mit bügeln verbracht, mit so einem tollen Wollstoff auch das reinste Vergnügen. Um ehrlich zu sein war diese Bügeleigenschaft der Grund warum ich die Jacke doch fertig gemacht und nicht als Probemodel belassen habe. Was für ein Vergnügen!

 




                                           



Der Stoff des  blauen Rocks, den ihr da seht ist auch aus dem Näh-Nachlass der Freundin. Ich habe meinen Massschnitt mit einer Passe und rückwärtiger Bewegungsfalte und Futter genäht. Er ist aus einem festem Wolljersey und passt in Dicke und Farbe recht gut.
Die Farbzusammenstellung passt eher zum Frühling 2019 wie ihr hier sehen könnt, doch so genau nehmen wir es nicht.


Frühling kommt ja auch wieder!



Herzlichst 


Bettina




2 Kommentare:

  1. .... wieder große Nähkunst! Gefällt mir sehr gut, die Jacke sieht bestimmt auch zu einer Jeans super aus.
    LG
    Christine

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    1. Vielen Dank Christine, deine netten Worte hab ich doch glatt übersehen! Ich bin nicht so die Jeansträgerin , aber sicher, die Jacke ist sehr vielseitig zu kombinieren. Ich hatte sie im Herbst dauernd an. Ergeht eben Nichtstuer tolle Stoffe, schönen Sonntag, Lg Bettina

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